(pwc) Zurück von der Karlsruher Retro-Börse fällt das Urteil leider etwas durchwachsen aus. Einerseits ist es sehr schön, dass vier Jahre nach der ersten Retro-Börse im Süden Deutschlands eine weitere stattgefunden hat – dann erneut wieder im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) – einer wirklich beeindruckenden Umgebung. Andererseits konnte mich das Angebot in mehreren Punkten nicht überzeugen.
Aber bleiben wir erst einmal bei den positiven Aspekten: Wer die ellenlange Schlangenbildung selbst eine Stunde vor Beginn der Börsen im Norden Deutschlands kennt, wurde heute positiv überrascht. Selbst 20 Minuten vor Einlass durchwanderten die Teilnehmer noch munter das ZKM, immerhin gab’s ja einiges zu entdecken. Auch außerhalb des Gebäudes staunte man über ein Kunstwerk bestehend aus 3000 Lautsprechern nicht schlecht. Auch ein interessantes Werbeplakat machte hellhörig: „Video Games in concert“ am 24.11. Völlig entspannt verteilte sich der erste Schwung Menschen an den Ständen.




Ich weiß nicht genau wieviele Standbetreiber vor Ort waren, bedingt durch die relativ kleine Verkaufsfläche dürften es aber nicht allzu viele gewesen sein. Das Angebot reichte von frühen Telespielgeräten bis zu aktuellen Konsolentiteln für XBox 360 und PS3. Alle Spiele die zeitlich dazwischen einzuordnen sind waren für mich von grundsätzlichem Interesse. Bedauerlicherweise war die Auswahl meines Erachtens ungleichmäßig verteilt. Mit originalverpackten Mega Drive Spielen konnte man sich locker eindecken – komplette SNES Games waren hingegen Mangelware. Ab und an sind mal ein paar Titel zwischen dem Überangebot an Mega Drive, N64 und ATARI-Spielen aufgetaucht – dann aber leider in keinem sammelwürdigen Zustand oder für Preise die jenseits von gut und böse waren.
Apropos Preise: Der Eintritt von 5 Euro klingt erst einmal fair – im Vergleich zu dem was tatsächlich geboten wurde ist er aber zu teuer. Teuer waren auch, bis auf ein paar Ausnahmen, sämtliche Preisvorstellungen der Händler. Gut, eine Börse ist nicht mit einem Flohmarkt und ein Flohmarkt nicht mit Ebay vergleichbar – aber wie kommt man als Händler dazu, gerade bei Spielen in Pappverpackungen, die Dellen, Risse, Knicke und Aufkleberschäden aufweisen, Preise zu verlangen, die einfach nur unverschämt sind? Und ich rede jetzt nicht von seltenen Titeln sondern eher von Spielen wie Nigel Mansell’s World Championship, Jurassic Park (SNES), Resident Evil (PSX) oder God of War II (PS2).
Irgendwann haben mein Kumpel und ich uns den Spaß gemacht und angefangen die Spiele zu schätzen und Wetten abzuschließen. Eine Kaufabsicht hatten wir definitiv nicht – es ging uns nur um den „Spaß“. Bei Nippondreams lag ich mit 150 Euro für ein sealed Border Down limited Edition (DC) ganz weit weg vom Schuss (Preisvorstellung 235 Euro) – dafür bei Ikaruga sealed (DC) mit 80 Euro nur 20 Euro über der Preisvorstellung von Wolfsoft. Dennoch: Die beiden Händler hatten keine Angebote für die wir gewillt waren den Geldbeutel zu zücken.
Mein Ziel, ein paar originalverpackte Game Boy Spiele zu ergattern, konnte ich leider nicht erreichen. Denn diese waren schlicht und einfach nicht vorhanden – bis auf zwei Ausnahmen. Ein Händler verlangte für ein Wario Blast stolze 20 Euro – für mich kein Grund mich über die weiteren Preise am Stand zu informieren. Unsere niederländischen Nachbarn waren da schon etwas humaner: Zwar gab’s an deren Stand kaum OVP-Ware, dafür aber sauber verpackte lose Game Boy Spiele mit den entsprechenden Anleitungen dazu. Und das zu unschlagbaren Preisen zwischen 2,50 Euro und 5 Euro. Prima.
Nach den Erfahrungen dieser Börse und der letzten aus dem Jahre 2008 werde ich wohl einer möglichen dritten Börse fernbleiben.



Hehe, cooler Bericht. Alles in Allem hat es schon Spass gemacht – auch wenn meine Ausbeute auch nicht gigantisch war :-)
Der „Temple of Boom“ vor dem Eingang war dafür schon fast ein Besuch alleine wert ^^