Nintendo of Europe GmbH
Eigenverlag, 2000
(pwc) Dass das Phänomen Pokémon eine Welle an Merchandising nach sich ziehen würde war zu erwarten und deswegen verwundert es auch nicht, dass das Jäger- und Sammlerprinzip auch außerhalb der Videospielkonsole fleißig beworben wurde. Diesmal in Form von Sammelkarten (Tradingcards) mit unterschiedlichen Seltenheitsstufen. Die Karten eignen sich aber nicht nur bloß zum Sammeln sondern wollen in spannenden Kämpfen gegeneinander gespielt werden. Nachdem das Trading Card Game (TCG) in Form von Startersets und Booster-Päckchen bei den kleinen und großen Pokémon-Fans auf große Akzeptanz stieß und mittlerweile mehrere tausend unterschiedliche Karten existieren, hatte man bei Nintendo im Dezember 2000 den Spieß sozusagen umgedreht, und die bunten Pappkärtchen als Pokémon TCG auf dem Game Boy Color (GBC-TCG) veröffentlicht.
Auch der entsprechende Spieleberater ließ nicht lange auf sich warten bei dem sich Nintendo wieder viel Mühe gegeben hat. Grundsätzlich stehen euch im GBC-TCG viele Karten zur Verfügung die ihr bereits mit Stand Jahr 2000 vom Kartenspiel her kennt. Toll: Zusätzlich habt ihr in Pokémon GBC-TCG die Möglichkeit an exklusive Karten zu gelangen – diese Karten existieren nur in elektronischer Form.
Der Spieleberater ist sehr verständlich und logisch aufgebaut. Alles beginnt mit einer kurzen Einleitung und einem recht groben Überblick über die Funktionen die euch das Spiel bietet. Auf den ersten Seiten bekommt ihr den Aufbau einer Pokémon-Sammelkarte erklärt. Ihr erfahrt nützliches zu den Energiekosten, der Evolutionsstufe, des Angriffsschadens oder zum Beispiel die Seltenheit der jeweiligen Karte. Sehr einsteigerfreundlich ist auch die Schritt-für-Schritt Anleitung: Wie ist der Spielebereich aufgebaut, wo befinden sich der Ablagestapel, die Bank, die Preise oder das Deck? Mit anschaulichem Bildmaterial könnt ihr genau nachvollziehen, wie ihr eure Karten zu positionieren habt. Auch die Reihenfolge eurer Züge ist prima erklärt – detailliert geht der Spieleberater auf Schwächen und Resistenz sowie Nebeneffekte und Statusveränderungen eurer Pokémon ein.
Das Kapitel „Gaming für Fortgeschrittene“ ist auch für Anfänger interessant: Die Liste der Pokémon-Power Attacken reicht von A wie Aerodactyl Level 28 Urzeit-Power bis Z wie Zapdos Level 68 Donnerschlag. Genial: Acht durchschlagende Kombos bekommt ihr vorgestellt – natürlich müsst ihr die entsprechenden Karten in eurem Deck haben um die jeweilige Kombo auslösen zu können. Apropos Deck: Das könnt ihr euch ganz individuell aufbauen und an eure Bedürfnisse anpassen – oder ihr lasst euch ein vorgefertigtes Deck durch die im Spiel vorhandenen Auto-Deck-Maschinen erstellen. Die Auto-Decks sind recht ausbalanciert – gestaltet ihr euer Deck aber lieber selbst solltet ihr ein paar Regeln beachten: Das Kapitel „Deck Design“ zeigt euch wie ihr eure Karten ausbalanciert bekommt. Beachtet aber folgendes: Die Auto-Deck-Maschinen verlangen Medaillen die ihr vorher von den Clubmeistern erhaltet. Ohne Moos ist auch hier nix los.
Seid ihr am Ende zufrieden mit dem Aufbau und gewinnt die ersten Spiele werdet ihr wahrscheinlich ziemlich überzeugt sein von der Kartenliste. Um euch dem entsprechenden Fame im Freundeskreis sicher zu sein druckt ihr einfach ganz lässig eure Deckinformationen über den Game Boy Printer aus. Ob Einzelportraits eurer Pokémon oder gleich die komplette Kartenliste ist für den Printer kein Problem.
Wichtig: Absolviert das Testspiel gegen Jan in Dr. Masons Labor. Gewinnt ihr das Match bekommt ihr direkt euer erstes eigenes 60 Karten-Deck.
Im GBC-TCG gibt es acht Clubs die jeweils einen Pokémon-Typ repräsentieren. Hier habt ihr die Möglichkeit eben gegen Pokémon dieses Typs zu kämpfen oder zum Beispiel Tauschgeschäfte einzugehen. Der Spieleberater gibt genaue Auskunft darüber für welchen Tauscheinsatz ihr welche andere Pokémon-Karte erhaltet. Wenn ihr euch jeweils bis zum Clubmeister durchkämpft und diesen besiegt warten nützliche Extras auf euch: 2 Boosterpackungen mit neuen Karten und eine Medaille.
Die zweite Hälfte des Spielberaters gibt euch einen Ein- und völligen Überblick über die im GBC-TCG vorhanden Karten kategorisiert in Pokémon-, Trainer- und Vorteilskarten sowie eine Vielzahl an vorgefertigten Kartendecks pro Pokémon-Typ. Sehr praktisch und vor allem für Anfänger unverzichtbar.
Wow – überhaupt ein TCG auf dem Game Boy umzusetzen ist schon bemerkenswert – umso schöner ist es natürlich, wenn bei der Umsetzung an alles gedacht wurde was man als Kartenspieler gewohnt ist. Das GBC-TCG und der Spieleberater bilden ein wirklich tolles Team und sollten in jeder gut sortierten Game Boy Sammlung vorhanden sein.



