(pwc) Knapp über 3 Jahre konnte sich das englischsprachige Game Boy Magazin „GB Action“ am Markt halten. Nach 41 Ausgaben war im August 1995 Schluss.
Europress Interactive Ltd. in Macclesfield brachte das Magazin mit seiner Nummer 1 erstmals im Juni 1992 heraus. Der Anspruch des Magazins wird plakativ beworben: GB Action ist das einzige Magazin der Welt, dass sich ausschließlich mit dem Game Boy beschäftigt.
Von erstmals 99 Cent pro Ausgabe, bei einem Umfang von knapp 70 Seiten, kann man wirklich nicht meckern. Den Leser erwarten typische Kategorien wie sie auch in anderen Videospielmagazinen dieser Zeit zu finden sind: Previews, Reviews, Tipps und Tricks, Neuigkeiten, Fragen an die Redaktion (Off the Wall), Spielebewertungen die von den Lesern eingereicht wurden (Public Eye) und ein Marktplatzbereich (tauschen, suchen, verkaufen). Wer im Marktplatz etwas genauer stöbert, wird auch das ein und andere Multicard (32 in 1 etc.) Angebot entdecken. Sicherlich damals schon sehr grenzwertig.


Auch Anzeigen von Händlern, Gewinnspiele und verdammt coole Game Boy Werbeanzeigen sind immer vorhanden.
Die GB Action will am Kiosk um jeden Preis auffallen: große Schriften, sehr viel Bildmaterial, Gewinnspiele, 100 % Game Boy und das alles für unschlagbare 99 Cent. Dabei geizt das Magazin nicht mit Inhalt: das Heft erschlägt einen förmlich mit Reviews und Ankündigungen. Die Spieletests sind oft zweiseitig und bietet neben der Bewertung des Autors zusätzlichen Platz für eine zweite Meinung.
Alle redaktionellen Texte im Heft haben eines gemeinsam: sie sind für ein kindliches bzw. jugendliches Publikum geschrieben und oftmals, aus dem Blickwinkel eines Erwachsenen, unterirdisch formuliert. Mein erster Gedanke beim Lesen war, dass die Autoren ganz bewusst cool erscheinen wollten – was für mich heute nicht mehr funktioniert. Die Beiträge sind oberflächlich geschrieben und völlig unnötig hält man sich an belanglosen Anekdoten fest, die das Spiel nur ansatzweise wirklich tangieren.


Unschön sind auch inhaltliche Fehler und Falschmeldungen. So macht die GB Action aus Bonk’s Adventure kurzerhand ein GB Kid und behauptet, dass Street Fighter II für den Game Boy nicht erscheinen wird. Auch finden sich Beiträge im Heft, die coole Themen abdecken, aber inhaltlich mit dem Game Boy nichts zu tun haben (Laser Quest Experience, Virtual Reality etc.).
Auch machen manche Bewertungen nachdenklich: wenn The Lawnmower Man mit 91%, Battletoads in Ragnarok’s World mit 92% oder The Empire strikes back mit 93% bewertet werden, kommt man schon etwas ins Zweifeln.
Sehr auffällig ist auch die große Auswahl an Spielen von Drittherstellern. Games die direkt von Nintendo kommen, suche ich in der GB Action meist vergeblich. Ähnlich verhält es sich mit dem Cover: während Mario bei anderen Videospielmagazinen überproportional oft abgedruckt wird, fehlt er bei der GB Action fast vollständig.


Grundsätzlich würde ich die GB Action nicht weiterempfehlen. Allerdings ist sie schon etwas Besonderes, denn ein reines Game Boy Magazin war auch damals bestimmt nicht selbstverständlich. Ich wette, es hätten noch weitere Ausgaben folgen können, wenn die Redaktion bis zum (natürlich nicht absehbaren) Pokémon-Release durchgehalten hätte. So endet die GB Action aber im Jahr 1995 und das ist auch gut so.