(pwc) Das auf 400 Exemplare limitierte und über Kickstarter finanzierte Buch, stammt aus der Feder eines französischen Teams. Die Jungs, die der Game Boy Database zuzurechnen sind, schreiben im Einleitungstext, welches tatsächliche Ziel das Buch verfolgen möchte: erstmals eine wirklich komplette Sammlung aller offiziell erschienenen Game Boy Spiele aufzulisten.
Facebook-Gruppen, Internetforen und sogenannte „Bible- bzw. Collection-Books“ gibt es einige mit Schwerpunkt auf dem klassischen Game Boy. Allerdings stolpert man hier immer wieder über Lücken, die diese Publikation schließen möchte. Die Autoren schreiben aber auch, dass Sie die Garantie auf Vollständigkeit immerhin quasi geben können – es sei nicht vollends auszuschießen, dass eine super seltene Spieleversion, die bisher einfach nicht bekannt ist, dann auch im Buch fehlen könnte. Für einen solchen Fall haben die Autoren mitgedacht und ganz hinten im Buch Lücken gelassen, für die fehlendes Bildmaterial in Form von Aufklebern nachgereicht wird. Sehr löblich!


Grundsätzlich macht das Buch seinem Namen alle Ehre – komplette Spiele (inkl. OVP, Anleitung, ggf. Poster- und Werbezettel) sucht ihr hier vergebens. Abgedruckt sind lediglich lose Module.
Falls ihr mit dem Gedanken spielen solltet, auf ein Game Boy-Fullset hinzuarbeiten, ist dieses Buch schon fast verpflichtend. Um einzelne Spieleversionen klar identifizieren zu können, kommt ihr am sog. DMG-Code nicht vorbei. Also jener Code, der auf dem Cartridge-Label oben links abgedruckt ist. Bis Ende 1993 sah dieser Code beispielsweise so aus:
DMG-RH-ESP (Robin Hood Prince of Thieves)
Jeder Bestandteil des Codes hat eine bestimmte Bedeutung. So steht DMG für Dot Matrix Game – die Bezeichnung des klassischen Game Boys. RH ist dem Spiel Robin Hood zugewiesen und ESP leitet sich von Espana (Spanien) ab, also jenem Land, in dem diese Spieleversion veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden Game Boy Spiele in 22 verschiedenen Lokalisationen veröffentlicht.



Durch den anhaltenden Erfolg des Game Boys und dem damit einhergehenden Spiele-Output, wurden die Kombinationsmöglichkeiten der zwei Zeichen (inkl. Kombination mit Ziffern), die das Spiel beschreiben, schnell knapp. Ab 1994 hat sich Nintendo deswegen dazu entschieden, den DMG-Code mittig auf vier Zeichen zu erweitern.
DMG-ASRE-USA (Street Racer)
Dem Mittelteil wurde ein A vorgestellt, SR nimmt Bezug auf Street Racer und der abschließende Buchstabe E (english) zeigt auf, in welcher Sprache das Spiel auf dem Modul vorliegt.
Grundsätzlich erhält jedes Spiel seinen eigenen DMG-Code. Doch es gibt auch Ausnahmen: da die Titel Acro Soar, Baby T-Rex, Bamse und We’re Back praktisch dieselben Spiele sind, verfügen sie alle über den gleichen DMG-Code. Ganz anders verhält es sich bei Duck Tales 2: hier lautet der Mittelteil D7 in allen Versionen, die nicht in Japan erschienen sind. In Japan hingegen Z2.



Was euch bestimmt auch schon einmal aufgefallen ist: wenn der DMG-Code mit -1 oder -2 endet. In diesem Fall liegt eine Neuauflage vor. Besonders gut sichtbar wird dies am Beispiel von Donkey Kong 2. Vergleicht ihr hier einmal die Versionen untereinander, fallen direkt Änderungen an den Cartridge-Labeln auf.
Das Buch ist nach Lokalisationen sortiert, die jeweils mit einem kurzen Einleitungstext starten. Dabei verraten uns die Autoren so manche (un-)bekannte Besonderheit. Zum Beispiel: das EUR/EUU Spiel Tintin Prisoners of the Sun verfügt zwar über eine EUR-Box, wurde aber mit einer NOE-gelabelten Cartridge ausgeliefert. Außerdem erfahren wir, dass FRG nicht für France steht, sondern damit Federal Republic of Germany gemeint ist. FRG-Spiele sind aber nicht in Deutschland gelandet, sondern in der Schweiz und Österreich vermarktet worden. Da in Teilen der Schweiz auch französisch gesprochen wird, liegen die Spiele-Boxen und Anleitungen oftmals zweisprachig vor.


Sehr interessant: zu jeder Lokalisation gibt es auch eine Angabe über die Exklusivtitel, die Gesamtzahl an Spielen und die Anzahl der Cartridges. Fälle, in denen die Gesamtzahl aller Spiele und die Cartridges variieren, sind an folgendem Beispiel einfach erklärt: Game Boy Gallery 2 und Game & Watch Gallery sind praktisch dieselben Spiele. Also zwei verschiede Cartridges, die aber nur als ein Spiel gezählt werden.
Doch das war noch nicht alles. Im Buch werden weiterhin unlizenzierte Spiele der Firmen Wisdom Tree, Sachen und Gowin behandelt. Einer ganzen Seite widmet man sich Homebrew-Titeln. Auch das Thema Bootlegs wird angesprochen. Produktionsfehler oder die direkt in das Label eingestanzte zweistellige Produktionsnummer sowie Test- und Prototyp-Cartridges spielen ebenfalls eine Rolle.
Das Buch schließt am Ende mit einer ultimativen Full-List ab. Backer, die ein wenig mehr Geld in den Kickstarter investiert hatten, wurden zusätzlich mit einem dünnen Büchlein (Game Boy Checklist) ausgestattet. Auch hier sind alle Spieletitel berücksichtigt – und zwar recht praktisch zum Abhaken.


Dieses Buch ist allen Sammlern von Game Boy Spielen zu empfehlen. Unabhängig davon, ob du Hobby-Einsteiger bist oder bereits seit vielen Jahren deinen fehlenden Titeln hinterherjagst. Endlich liegt mit The Game Boy Cartridge Collection eine mutmaßlich vollständige Übersicht aller offiziell veröffentlichten Game Boy Spiele vor!
Thnaks for all !!!!!!