(pwc) Tyrannosaurus Tex ist ein Spiel, das für Game Boy Color Verhältnisse wirklich sehr ambitioniert ist, Anfang der 2000er Jahre aber keinen Publisher mehr finden konnte. Ursprünglich war Eidos Interactive als Publisher vorgesehen – doch die Firma zog sich aus dem Game Boy Color Markt zurück. Gründe gegen eine Veröffentlichung lagen einige auf der Hand: Nintendo verlangte hohe Lizenzgebühren für die Abnahme von Cartridges. Bei einer bisher unbekannten neuen Marke wie Tyrannosaurus Tex, wäre die Gewinnmarge recht klein ausgefallen und dies zu einer Zeit, in der die Videospielewelt ohnehin bereits den Game Boy Advance herbeisehnte.
Doch es sollte noch schlimmer kommen: Ben John, Programmierer und Managing Director der englischen Entwicklerfirma Slitherine, verließ hastig das Land und nahm gleich auch die Festplatte mit dem Quellcode mit. Über die Gründe seiner Flucht gibt es einige Theorien, schlussendlich kann aber nur darüber spekuliert werden.
Piko Interactive ist es im Jahr 2015 gelungen, eine Beta-Version von Tyrannosaurus Tex aufzuspüren. Ebenfalls sicherten sie sich die Rechte am Spiel. Zwischenzeitlich wurde das Spiel (fast) fertiggestellt und auch bereits in physischer Form veröffentlicht. Sammler schlagen direkt im ►Piko-Onlineshop zu!


Die Geschichte des Spiels beginnt vor etwa 2000 Jahren, als ein außerirdisches Roboter-Raumschiff mitten in der Wüste von Texas abstürzte. Die Roboter versuchten Material zu finden, um ihr Raumschiff zu reparieren. Dabei stießen sie in einer Höhle auf Dinosaurierfossilien. Mit ihrer fortschrittlichen Technologie und mit Hilfe von Schrottteilen von ihrem abgestürzten Raumschiff, waren die außerirdischen Roboter in der Lage, die Knochen wiederzubeleben. Sie lebten mit den Dinosauriern jahrelang unterirdisch in Harmonie, bis einige Diamantensammler aus der Stadt East Wood ankamen, und ihren friedlichen Lebensraum zerstören wollten.
In Tyrannosaurus Tex übernimmst du die Rolle von Tex, einem eigenwilligen Cowboy aus der kleinen Stadt East Wood. Wir schreiben das Jahr 1899. Nach der ganzen Aufregung um den schwarzen Cowboy, war er gerade auf dem Rückweg nach East Wood. Als er an der alten Diamantenmine vorbeikam, sah er, wie ein junges Mädchen in die Mine geschleppt wurde. Sofort stieg er von seinem Pferd ab und näherte sich vorsichtig und mit seinem Colt bewaffnet, dem Eingang der Mine.
Und ab hier beginnt Tyrannosaurus Tex.


Der 3D-Shooter lässt uns zu Beginn des Spiels erfreulicherweise ein Tutorial durchlaufen. Hier werden wir erst in die Spielmechanik eingewiesen, die alle denen bekannt vorkommen dürfte, die bereits Faceball 2000 auf dem klassischen Game Boy gespielt haben.
Ausgestattet mit der Standardwaffe (Colt), Munition und Lebensenergie, wagen wir die ersten Schritte durch das Level. Hier lernen wir bereits einige Gegnertypen kennen: kleine grüne Dinosaurier, die sich auf uns zubewegen, Ratten und Fledermäuse. Schaden verursachen aber auch Kakteen, die man relativ oft in den Leveln antrifft.
Sehr wichtig: der Wechsel der Waffe (Select-Taste), die Levelkarte (Start-Taste) und die Seitwärtsbewegung (B gedrückt halten und dann Steuerkreuz nach links oder rechts). Gerade die Seitwärtsbewegung solltet ihr verinnerlicht haben, denn Gegner setzen relativ schnell im Spiel auch Distanzangriffe ein.
Um der Lage Herr zu werden, stehen insgesamt sechs verschiedene Waffen zur Verfügung, die natürlich alle erst gefunden werden müssen. Die Harpune ist gegen Dinosaurierangriffe die erste Wahl. Mit der Laserpistole seid ihr hingegen bestes ausgerüstet, wenn ihr euch Robotern in den Weg stellt.
Daneben bietet Tyrannosaurus Tex viele weitere Eigenschaften, die man zum Beispiel auch aus DOOM bestens kennt: einsammelbare Munitionskisten, Erste-Hilfe-Kästen, Schlüssel, um in versperrte Bereiche zu gelangen oder gar Teleporter.
Sehr interessant: schießt ihr auf ein Energiefeld, reflektiert dieses die Kugeln zurück und ihr erleidet Schaden. Achtet in den Leveln auch auf einsammelbare Diamanten. Habt ihr alle aufgespürt, öffnet sich ein versteckter Bereich. Dort findet ihr Runen, mit denen sich zusätzliche Charaktere und Level für den Multiplayer freischalten lassen.
Theoretisch zumindest. Denn praktisch existiert der Multiplayer Modus nicht. Sehr schade, denn eine gemeinsame Hatz durch die labyrinthartigen Level hätte ich mir ganz nett vorgestellt.
Tyrannosaurus Tex zeigt erstklassig auf, was der Game Boy Color zu leisten imstande ist. Das Spiel ist sauber programmiert – ruckeln und flackern konnte ich nicht feststellen. Der Soundtrack ist mitreißend. Zwischen den Leveln erscheinen toll gepixelte Grafiken, die uns den Fortgang der Geschichte visuell versüßen – aber auch wichtige Informationen beinhalten können. Unbedingt kaufen!

