G a s t b e i t r a g
(Matt) Ein eher unbekannteres Hardwaregimmick für den Nintendo Game Boy war sicherlich der Hyperboy. 1991 rausgekommen und entwickelt von Konami, kann man ihn aber durchaus als offizielles Zubehör anerkennen, wie man an dem Lizenzsiegel auf der OVP sehen kann. Dieses 20 Jährige Jubiläum nehme ich einmal zum Anlass für channards Blog ein kurzes Review zu diesem – offenbar eher etwas seltenen – Stück Game Boy-Hardware zu schreiben.
Aussehen und Aufbau
Vom Design her passt der Hyperboy perfekt zum Game Boy. Die Tasten sowie das Plastikgehäuse sind in den selben Farbtönen wie der Original Game Boy gehalten. Beim Auspacken merkt man, dass das Teil sehr robust verbaut worden ist. Obwohl er immerhin über 20 Jahre auf dem Buckel hat und damals auch nicht selten benutzt wurde, funktionierte er nach mind. 18 Jahren Stillstand wieder tadellos. Einziger Makel hier ist, dass die Soundschnittstelle (über den 3,5mm Klinkenstecker, der auch vom Kopfhörer genutzt wird) mit dem vielen Rein- und Rausziehen des Gameboys in den Hyperboy leicht ausgeleiert scheint. Hier hilft ein kräftiger (aber natürlich nicht zu fester :-) ) Schlag auf den Game Boy, der daraufhin noch einmal wohlwollend 2 bis 3 mm weiter in den Hyperboy verschwindet. Jetzt funktioniert aber auch die Soundausgabe ohne Probleme.
Auch bei dem Design des Schachtes haben sich die Leute von Konami durchaus Gedanken gemacht. Vom Linkkabelanschluss bis hin zum Rad für die Kontrasteinstellung kann alles mühelos erreicht und während des Betriebes des Hyperboy konfiguriert werden. Auch für das Wechseln der Spiele muss der Game Boy natürlich nicht aus dem Schacht genommen werden. Betrieben wird der Spaß mit 2 Babyzellen. Großes Manko: Es gibt KEIN Netzteil dafür. Anfang der 90iger hat man sich offenbar noch nicht so viele Gedanken über die Umwelt gemacht :-) Durch das Licht (zwei eingebaute Glühbirnen) und den Soundverstärker ist der Hyperboy nämlich schon ein kleiner Energiefresser. 2 bis 4 Batterien gingen da schon mal an einem Wochenende drauf.
Spielbarkeit und Nützlichkeit
Die größte Frage ist natürlich: Nutzt dieses Teil eigentlich was? Das ist eine gute Frage – denn der Game Boy ist als Handheld konzipiert. Eigentlich für Unterwegs – im Bus , in der Bahn oder in der Schule zum Beispiel. Doch nach dem durchschlagenden Erfolg – und die damals offenbar Millionen Spieler, die dann doch auch zuhause hockten und zockten, macht die Erweiterung durchaus Sinn. Eine Konkurrenz zum NES ist es natürlich nicht. Für mich z. B. war es auch eine Art Ersatzkonsole, wenn ich mal für eine Woche bei meiner Oma war und auf das Konsolenfeeling nicht komplett verzichten musste.
Das größte Problem beim Hyperboy ist jedoch, dass dieses Prinzip des Miniarcade-Automaten nur mit bestimmten Spielen funktioniert. Getestet habe ich heute Choplifter II, Jurassic Park, Duck Tales und TMNT 2: Back from the Sewers. An dieser Stelle ein kurzes Review zu der Spielbarkeit der Spiele – nicht zu den Spielen selbst:
Choplifter II
Den Hubschrauber mit einem kleinen Arcadestick (der sogar durch die Übertragung auf das Digitale Steuerkreuz ein analoges Steuergefühl aufkommen lässt) ist Klasse. Der Heli fliegt hier wesentlich präziser über den Bildschirm, als wenn man es mit dem Game Boy alleine spielt. Hier merkt man, dass für solche Spiele offenbar der Hyperboy hauptsächlich konzipiert wurde. R-Type z. B. würde ich auch gerne mal damit testen, hab ich jedoch leider nicht.
TMNT: Back from the Sewers
Ein Brawler mit einem Arcadestick? Eigentlich müsste das doch funktionieren. Von der Spielbarkeit ist Turtles 2 auf dem Game Boy doch immerhin sehr ähnlich wie einige Spielhallenklassiker aus der Zeit. Dennoch will hier der Funke nicht richtig überspringen. Offenbar ist hier das Problem eben genau die etwas zu weiche Steuerung, die Choplifter II auf dem Hyperboy großartig erscheinen lässt. Spielen lässt es sich aber trotzdem. Der Hyperboy ist aber kein Gewinn an der Stelle – Schläge sind oftmals unpräzise und teils fast Glückssache. Größter Pluspunkt ist eher die Atmosphäre, an einem kleinen Arcade-Automaten zu sitzen.
Duck Tales
Was für ein Graus! Da es bei Duck Tales sehr viele und genaue Sprünge gibt, man sich mit Onkel Dagobert an Lianen festhält oder superpräzise Jumps mit dem Pogostick hinlegen muss, ist dieses Spiel praktisch unspielbar. Ich kam hier nicht mal über das erste Level hinaus und hab direkt zum nächsten Spiel gewechselt.
Jurassic Park
Bei Jurassic Park, das auf dem Game Boy als eine Art Iso-Shooter konzipiert ist, funktioniert der Hyperboy wiederum recht gut. Die Steuerung ist zwar nicht besser als auf dem Game Boy – aber die Spielatmosphäre steigt auch hier deutlich. Kräftigerer Sound und eine kleine Arcadesteuerung. Das macht einfach Spaß.
Fazit:
Der Hyperboy ist ein interessantes Stück Game Boy-Zeitgeschichte. Auch wenn er nicht zu jedem Spiel passt lohnt es sich für Game Boy-Sammler mal bei E-Bay und Co. Ausschau zu halten. Leider ist der Preis inzwischen relativ hoch – ich habe laut Lieferaufkleber damals 29,95 Mark gezahlt – inzwischen zahlt man meist fast das doppelte in Euro, wenn man eine gut erhaltene Version haben will.
Ein großes Manko sei bei all dem Lob aber noch erwähnt: Der Blickwinkel, in dem man ein Spiel ohne ein Rückspiegeln der kleinen Glühbirnen auf dem Game Boy-Display gut erkennen kann, ist sehr gering. Ich würde mal behaupten, dass es einen Spielraum von vielleicht 5 Grad gibt. Am besten man sitzt ganz gerade davor. Etwas zu hoch oder zu weit unten, dann erkennt man nur eine spiegelnde Glühbirne in einem Matschgrünen GB Display. Ein schmerzender Nacken kann hier recht schnell die Folge sein – man ist halt auch nicht mehr 10 Jahre alt :-) Hat man aber eine gute Position gefunden, steht dem Spielspaß nichts mehr im Wege. Bei der entsprechenden Spielauswahl und genügend Ersatzbatterien natürlich.



Vielen dank für die Vorstellung dieses interessanten Geräts, von dem ich bis HEUTE nichts gehört oder gesehen hab.
Mein Fazit welches ich aus dieser Review zieh: Als Sammlerstück und mal aus Jux zum spielen, sicher eine gute Anschaffung. Aber um ein beleuchtetes Gameboy-Spiel zu spielen (von dem Arcade-Feeling mal abgesehen) bleibe ich dann wohl doch lieber beim GBA SP ^^…