

(pwc) Heute hat im Rahmen der HessenGamesWeek (27. – 31.05.) der Retro Game Day in Frankfurt stattgefunden. Und zwar nicht irgendwo in Frankfurt, sondern in der Games Academy Rhein-Main – DER Ausbildungsstätte für Game Design, Digital Art, Game Programming oder auch Game Production.
Das von Sven Vössing organisierte Event hat sich vor allem durch seine Ausgeglichenheit ausgezeichnet. Der Einklang zwischen Wissensvermittlung, den Ausstellern in eigener Sache und den Verkäufern hat ganz wunderbar funktioniert. Das ist genau die Art von Veranstaltungskonzept, die mich begeistert.
Abseits von etlichen Fachgesprächen zwischen uns Fans alter Hard- und Software, konnte natürlich auch selbst Hand angelegt werden: neben Arcadespielen wie Pac-Man und Joust, durfte man auch am FunHouse Flipper auf Punktejagd gehen. Genial: Sonic the Hedgehog 2 lief auf einem riesigen Flat-Screen und wurde mit einem ebenso riesigen NES-Pad gesteuert. Ein Riesenspaß zu zweit^^







Viele Eindrücke gewann man auch an den spezialisierten Ständen zu Star Trek und Zurück in die Zukunft. Gerade das Thema Merchandise spielte hier eine besonders große Rolle. Die beiden Marty McFly und Doc Brown Playmobil Figuren sind übrigens original lizenziert und etwa 15 cm groß. In meiner Vitrine dürften die sich bestimmt auch ganz gut machen :-)




Der Flohmarktbereich war übersichtlich und hatte doch einiges zu bieten. Umgebaute Game Boys, eine Menge Fachlektüre, alte Brettspiele … hier konnte man durchaus Geld ausgeben. Was ich schlussendlich auch getan habe: neu in der Sammlung befinden sich jetzt die Doctor Spin Tetris und die Ambassadors of Funk feat. M.C. Mario Super Mario Land Maxi-CDs.



Interessant: Senad Palic hat die Präsentation zu seinem Bericht „Telespiele von 69 v. Chr. bis heute“ mit einem Game Boy gesteuert. Dem ►Inside Gadgets Wireless GB Controller sei Dank.

Apropos Game Boy. Ein ganz besonderes Highlight konnte auf dem Retro Game Day auf sich aufmerksam machen: Coria and the sunken City steht in den Startlöchern! Ein kleines Team aus dem Großraum Frankfurt arbeitet seit ein paar Monaten an dem 2D-Platformer mit leichten Adventure-Elementen, der seine Inspiration in klassischen Titeln wie „Wanderer from Ys“, „Wonder Boy in Monster Land“ und „The Battle of Olympus“ findet.



Mit Thomas Nickel, dem Game Designer, konnte ich ein paar Worte wechseln:
channard: Hallo Thomas, stell dich doch bitte einmal vor. Was ist dein Part im Team?
Thomas: Hallo, ich bin Thomas und Game Designer. Von mir stammt das Spielprinzip, der Hintergrund, die Handlung, die Figuren, ich baue die Level zusammen und platziere die Gegner. Dann noch etwas Öffentlichkeitsarbeit – habe hier diese Banner produziert.
channard: Wenn man von einem Team spricht, gehört da mindestens noch eine weitere Person dazu. Stemmt ihr das Spiel zu zweit oder seid ihr mehrere im Team?
Thomas: Also das Kernteam besteht aus zwei Leuten. Das bin ich und Paul Nasdalack. Paul ist Programmierer und war früher bei Blue Byte/Ubisoft. Er ist sehr gut in der Assembler-Programmierung und hat zum Beispiel auch The Binding of Isaac auf NES geportet. Darüber hinaus besteht das Team aus externen Grafikern und Artists, zwei Illustratoren für das Figurendesign und die Hintergründe und einem Composer für die Backgroundmusic.
channard: Benutzt ihr für das Spiel eigentlich gängige Tools wie das GBDK mit seinem Tile Designer und Map Builder?
Thomas: Nein, wir machen tatsächlich alles selbst. Der komplette Code ist in Assembler geschrieben. Das ist ein ganz schöner Aufwand. Momentan hat unser Spiel ca. 22.000 Zeilen Code. Wir hatten tatsächlich mit GBDK angefangen. Merkten dann aber, dass das Spiel zu langsam war.



channard: Wenn ich mir den Startbildschirm von Coria ansehe, gibt es hier diese tolle Wellenanimation. Wie lange arbeitet ihr denn eigentlich schon an dem Spiel?
Thomas: Das ist schwer zu beantworten. Wir haben im Herbst 2017 mit den ersten Plänen angefangen. Mal ein bisschen die Welt aufgebaut und ein Konzept festgelegt. Wir haben natürlich auch noch einen Job, so konnten wir leider nicht permanent an dem Spiel arbeiten. Anfang 2019 haben wir wieder angefangen konzentriert an dem Spiel zu arbeiten.
channard: Wieviel Prozent des Spiels habt ihr denn in etwa schon fertiggestellt?
Thomas: Spielbar sind momentan etwa 10 – 15 % der kompletten Map. Die Map ist eigentlich schon fertig gebaut. Wenn wir jetzt noch den Klettern-Skill hinzufügen würden, könnte man sich bereits bis zum äußeren Ende der Map bewegen. Wir haben alle Grafiksets und sind an einem Punkt, wo wir einen relativ schönen Content droppen können.
channard: So perspektivisch betrachtet, wann denkt ihr könnte das Spiel veröffentlicht werden?


Thomas: Evtl. schon im Winter/Frühjahr 2019/20. Wir wollen das Spiel in jedem Fall auf Modul rausbringen.
channard: Inkl. Papp-OVP und Anleitung?
Thomas: Ja das volle Programm. Das Spiel wird es natürlich auch digital geben. Das ROM wird zur Verfügung gestellt und evtl. sogar eine Steam-Version. Was sehr schön wäre, wenn wir das Spiel auch irgendwann auf der Switch veröffentlichen könnten.
channard: Wie ich hier bei der Live-Demonstration sehe, ist Coria nicht nur auf dem Game Boy Classic spielbar, sondern ebenfalls in einer colorierten Version auf dem Game Boy Color. Damit würde es den seinerzeitigen Hybridspielen in den schwarzen Cartridges entsprechen.
Thomas: Ja genau, das ist diese Technik.
channard: Da das Spiel gerade via Super Game Boy Adapter abgespielt wird, kommt mir direkt die nächste Frage in den Sinn: produziert ihr evtl. auch einen passenden SGB-Rahmen?
Thomas: Auf jeden Fall.
channard: Habt ihr vor, von dem Demo-Rom einen Zwischenstand zu veröffentlichen?


Thomas: Also sobald das Crowdfunding via Kickstarter angelaufen ist, werden wir eine Demo-Version rausgeben. Für mich ist das wichtigste sagen zu können, dass das Spiel fertig ist und wir nur noch produzieren brauchen. Was wir nicht wollen, ist das Spiel mit diversen Plänen anzukündigen und in 8 Jahren ist es dann fertig oder man hört gar nichts mehr davon. Wir wollen sagen: das Spiel ist fertig, wollen produzieren und in zwei Monaten ausliefern. Ihr kauft hier nicht die Katze im Sack.
channard: Sehr schön. Wie viele Level wird Coria eigentlich vom Spielumfang her bieten?
Thomas: Coria ist ein Metroidvania-artiges Spiel. Was wir nicht haben ist Level 1 und Level 2, sondern ein zusammenhängendes Level. Es ist jetzt nicht so wie Metroid wo vieles verschachtelt ist, sondern eher wie ein altes Wonder Boy Spiel. Das Spiel wird etwa 10 – 12 Szenarien bieten. Es wird ganz schön viel Speicher fressen.
channard: Kann man im Spiel auf eine Passwortfunktion oder Continues zurückgreifen?
Thomas: Wir werden eine Speicherfunktion bieten.
channard: Ihr liefert das Spiel mit Batterie aus?
Thomas: Ja bzw. mittlerweile dann mit einem beschreibbaren ROM. Das geht ja auch und man begibt sich nicht in die Gefahr, dass die Batterie ausläuft.
channard: Ja prima, dann bedanke ich mich ganz herzlich für das kurze Interview – wir bleiben in Kontakt.
2 Gedanken zu “Retro Game Day Frankfurt am Main (Coria and the sunken City) | 30.05.2019”